Viele angehende Ruheständler setzen für einen sorgenfreien Lebensabend entweder auf Sofortrenten oder Mietimmobilien. Dabei gibt es finanziell weitaus bessere Alternativen.
Kurz vor dem Ruhestand oder schon einige Jahre zuvor kommt in vielen Haushalten einiges Geld ins Haus: Lebensversicherungen werden fällig oder gekündigt; Erbschaften werden übertragen; die eigengenutzte Immobilie ist endlich abbezahlt, und es kann mehr Geld gespart werden. Meist kommt so bis zum Renteneintritt ein hübsches Sümmchen zusammen. Für viele Ruheständler in spe sollte sich da eigentlich die ganz nüchterne Frage stellen: Was können wir tun, um im Alter möglichst viel von dem Ersparten zu haben?
Mit Sofortrenten verschenken Anleger viel Geld
Doch offenbar gehen nur wenige Anleger planvoll vor. Thomas Neumann von bestadvice Private Vermögen GmbH in München und Irschenberg: „Wer im Alter ein regelmäßiges Zusatz-Einkommen erzielen will, denkt fast automatisch an eine Sofortrente oder den Kauf einer Mietimmobilie.“ Aus Sicht des zertifizierten Finanzplaners (CFP) ist das ein gravierender Fehler, da Anleger unter Umständen so viel Geld verschenken. Weder Sofortrenten noch Mietimmobilien erzielen über die Jahre hinweg eine Rendite wie ein solides Wertpapierdepot. Das bedeutet: „Ein intelligent strukturiertes Wertpapierdepot ermöglicht mit dem gleichen eingezahlten Betrag pro Jahr deutlich höhere Auszahlungen als die anderen Varianten“, erklärt Neumann. Oder anders herum: Wer im Alter monatlich eine Zusatzrente von 2.000 Euro erzielen will, braucht mit Aktien & Co. weit weniger Kapital als mit Immobilie oder Sofortrente – in 30 Jahren bis zu 210.000 Euro weniger (siehe unten bei Mehr Informationen „Zusatzrente“).
Wertpapierdepot bringt langfristig die beste Rendite
Der Blick in die Börsengeschichte bestätigt das: Ein Depot mit ausschließlich deutschen Aktien brachte über verschiedene 20 Jahres-Zeiträume durchschnittlich gut neun Prozent im Jahr, wie das Deutsche Aktieninstitut errechnet hat. Bei einem gemischten globalen Depot mit Aktien, Anleihen und Edelmetallen summierten sich Kursgewinne, Dividenden und Zinsen je nach Aktienanteil immerhin auf fünf bis sieben Prozent im Jahr. Deutlich schlechter sieht es bei der Sofortrente aus: Wie Untersuchungen unter anderem von der Stiftung Warentest zeigen, muss man bei dieser Form der Geldanlage – auch Rente gegen Einmalbetrag genannt – schon an die 90 Jahre alt werden, bis man sicher mehr Rente erhält, als einbezahlt wurde. „Die Ursache dafür sind hohe Abschlussprovisionen und weitere Versicherungskosten sowie niedrige Überschussanteile für die Versicherten“, sagt Neumann. Bezieht man mögliche, aber nicht garantierte Überschüsse mit ein, ergibt sich nach Meinung von Versicherungsexperten bestenfalls eine jährliche Rendite von zwei Prozent.
Rendite von „Betongold“ wird chronisch überschätzt
Etwas besser schlägt sich die Rendite von Mietimmobilien – jedoch nur wenn Kaufpreis und Mieterträge stimmen. In der aktuellen Phase, in denen die Kaufpreise für Betongold seit einiger Zeit stärker steigen als die Mieten, gilt bereits eine Nettomietrendite von vier Prozent als gut. Diese Nettomietrendite teilt den Kaufpreis und die Kaufnebenkosten der Immobilie durch die erzielte Jahresnettokaltmiete abzüglich der Verwaltungs- und Instandhaltungskosten. „Gerade in Boom-Regionen wie München müssen Anleger wegen der sehr hohen Kaufpreise mit geringeren Mietrenditen rechnen“, sagt Rainer Laborenz von azemos Vermögensmanagement in Offenburg. Seine Meinung: „Die Mietrendite von Betongold wird von den Deutschen chronisch überschätzt. Wer jetzt mit kühlem Kopf rechnet, den wird eine Immobilie als Neu-Investment kaum überzeugen“ (siehe unten bei Mehr Informationen „Praxisfall“).
Aktien sind nicht zu risikoreich
Bleibt das Wertpapierdepot mit Aktien, Anleihen, Edelmetallen und anderen Anlageklassen. Viele angehende Ruheständler schrecken vor Aktien zurück – „zu risikoreich“, heißt es oft. Doch das ist aus Sicht von Thomas Neumann aus mehreren Gründen ein Vorurteil: „Zum einen bekamen Aktienanleger über die Jahrzehnte hinweg recht stabil rund vier Prozentpunkte mehr Rendite, als es für ganz kurzfristige Staatsanleihen gibt – das ist die Risikoprämie für Aktien. Zum anderen reduziert ein breit aufgestelltes Depot mit mehreren Anlageklassen das Verlustrisiko erheblich“, so der Vermögensprofi. Nicht zuletzt sollten sich angehende Ruheständler darüber im Klaren sein, dass die Renditen festverzinslicher Anlagen wahrscheinlich noch lange sehr niedrig beziehungsweise negativ bleiben werden. „In diesem Umfeld gibt es nur eine Sicherheit – nämlich die, dass wegen der Inflation die Kaufkraft des Ersparten schwindet“, so Neumann.
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Ruhestand: So reicht Ihr Erspartes im Alter deutlich länger
25.10.2019 von Jürgen Lutz
Quelle: merkur.de